Montag, 25. Oktober 2010

Tag 3 nach meiner Trichterbrust-OP

Um 10 Uhr heute früh stand also das Röntgen an, um entscheiden zu können, ob die großen Saugdrainagen entfernt werden können oder nicht. Diese großen Saugdrainagen haben eigene Pumpen mit schweren Akkus und Auffangbehälter und stellen eine deutliche Erschwerung der Mobilität dar. Es gibt davon verschieden komfortable Modelle, aber von den besseren wohl nicht in genügender Stückzahl. Ich muss meine Saugdrainagen praktisch auf einen Rollator oder Rollstuhl plazieren und mitnehmen, wenn man mal etwas umherlaufen will. Die kleinen, normalen Drainagen ohne Pumpen sind dagegen deutlich handlicher. Die zugehörigen Auffangbehälter passen in die Jackentaschen vom Bademantel.
Nach dem Röntgen wurde für alle 4 Trichterbrust-OP-Patienten festgelegt, dass heute die großen Saug-Drainagen gezogen werden. Und 2 Stunden nach dem Ziehen der großen Drainagen sollte dann die Rück-Verlegung auf die normale Station (Kinderchirurgie) erfolgen.

Schmerzmäßig ging es mir - wie auch schon die Vortage - eigentlich sehr gut. Zum Waschen war ich heute im Bad. Mit den großen Saugdrainagen ist das ein ziemlicher Aufwand. Dabei wurde mir vom Kreislauf her wieder etwas schummrig, so dass ich froh war, danach erstmal wieder im Bett ausruhen zu können. Appetit auf Frühstück hatte ich auch nicht wirklich. Die Brötchen kamen mir extrem trocken vor, ewig kauen, dann jedes Stück immer mit etwas Wasser runterspülen. Möglicherweise ist das einen Nebenwirkung eines Medikaments, Mundtrockenheit und kaum Speichelfluß. Beim Abendessen dann mit dem Brot das gleiche Theater. Das Mittagessen habe ich auch nur vernunfthalber heruntergewürgt.

Nach dem Frühstück kam die Physiotherapeutin der IMC-Station. Wie gesagt, war ich noch vom Gang ins Bad und wieder zurück kreislaufmäßig geschafft und hatte absolut keinen Antrieb mit ihr eine Runde zu drehen. Deshalb wurde erstmal mein Zimmernachbar physiotherapiert. Er ist Mitte Dreißig und sehr sportlich (Basketballspieler). Besonders auffällig zu mir ist, dass er viel mehr Schmerzen beim Bewegen seiner Arme hat. Auch die Physiotherapeutin der Kinderchirurgie meinte bei dem Übungsgespräch vor der OP, dass man gleich anfangen soll, wieder den Brustmuskel zu dehnen (Arm über den Kopf legen) und das sehr viele damit Probleme haben. Zum Glück habe ich damit überhaupt keine Probleme. Solange ich keine ruckartigen Bewegungen mache, kann ich meine Arme schmerzarm bis schmerzfrei bewegen.

Um 13 Uhr kam dann der Professor zu uns 4 Trichterbrust-OP-Patienten und hat die großen Saugdrainagen entfernt. Beim Entfernen soll man dann Husten. Einigen ist das sehr schmerzhaft, genauso wie lachen, niesen usw. Husten war bei mir zum Glück auch wieder nicht mit Schmerzen verbunden. (Update: einige Tage später hatte ich auch beim Husten, Niesen usw. Schmerzen.) Inzwischen ging es mir auch kreislaufmäßig wieder gut, so dass ich anschließend meine Brust ohne Bandage im Bad im Spiegel bewundern durfte. Und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Wichtig sind jetzt die Atemübungen und Bewegung, Bewegung, Bewegung.

Kurz vor 15 Uhr, also der geplanten Verlegung hat der Stationsarzt der IMC-Station dann nochmal meine Lunge abgehört. Damit soll geprüft werden, ob bei der Entfernung der Saugdrainagen alls glatt gelaufen ist. Leider war er mit meinem Abhörbefund nicht zufrieden. Ich sollte wegen Verdacht auf Luft in der Lunge dann nochmal zum Röntgen. Der Verdacht hat sich bestätigt. Es sollen 4 cm Luft in der Lunge sein. Ganz verstanden habe ich die Formulierung zwar nicht, weil Luft ja eigentlich immer in der Lunge ist. Ich vermute, dass damit das gemeint ist, was man mit "Pneumothorax" bei google findet. Symptome und Beschwerden habe ich aber keine. Ich bin am nachmittag und am abend meine 25 bis 30 Minuten über den IMC-Stationsflur getigert. Und meine Sauerstoffsätigung im Blut ist mit 97 auch ok. Der Stationsarzt will also erstmal bis morgen abwarten und an Hand des neuen Röntgenbildes dann entscheiden.

Update: ein weiteres Röntgenbild wurde dann doch nicht mehr gemacht. Ich vermute (als medizinischer Laie), dass nicht so sehr entscheidend ist, ob man Luft in der Lunge hat, sondern warum. Und wenn es dafür eine plausible Erklärung gibt, also keine anderweitige Erkrankung, die ein Fortschreiten der Luftmenge erwarten läßt und der Patient ansonsten fit ist, kann man auch erstmal abwarten und Tee trinken. Ich spekuliere mal, dass die Entscheidung des IMC-Stationsarztes etwas übervorsichtig war. Und wenn nicht in Bezug auf das Kontrollröntgen nach der Saugdrainagen-Entfernung, dann doch zumindest in Bezug auf die Festlegung, dass am nächsten Tag ein weiteres Kontrollröntgen stattfinden sollte, das dann eben doch nicht stattgefunden hat. Ende des Updates.

Und gerade wie ich hier so schon in mein Blog schreibe, merke ich wie mein Arm an der Stelle der Kanüle unangenehm piekst. Und ein paar Minuten später sehe ich, wie sich eine große Beule bildet. Die Schwester war schnell da und meinte, der Zugang ist kaput und wir brauchen einen neuen. Der neue Zugang auf der anderen Seite in der Armbeuge hat gleich geklappt und er stört mich auch nicht weiter. Und beim Verlegen der neuen Schläuche fällt der Schwester auf, dass in meinem Bett ein größerer Fleck ist, der da nicht hingehört, sondern in die Drainageflaschen. Offenbar gabs da also auch zwischendurch ein kleines Problem, was aber auch schnell behoben wurde.

Solche Zwischenfälle sind natürlich nicht gerade das, was man sich an Abwechslung wünscht. Sehr angenehm ist aber, dass bisher immer sehr ruhig und professionell auf die Situation regiert wurde. Ich habe es zum Glück noch nicht erlebt, dass eine Schwester einen gestressten oder überforderten Eindruck gemacht hätte. Der Alptraum wäre wohl, wenn am Ende der Patient für seine Lage direkt oder indirekt verantwortlich gemacht werden würde. Alles das ist nicht der Fall.

Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben.

Übersicht der Einträge zu meiner Trichterbrust-OP

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