Samstag, 6. November 2010

Voruntersuchungen und Indikation für meine Trichterbrust-OP

Die Voruntersuchungen werden hauptsächlich aus zwei Gründen gemacht.

Zum einen, um das Ausmaß der Trichterbrust und die dadurch verursachten Beeinträchtigungen zu ermitteln. Dadurch wird auch geklärt, ob eine OP angezeigt ist, d.h. ob es eine Indikation für eine OP gibt bzw. ob die Operation medizinisch notwendig ist (Indikations-Voruntersuchungen).

Der andere Grund der Voruntersuchungen ist der, zu ermitteln, ob der Körper den Belastungen einer OP, insbesondere wegen der Vollnarkose, gewachsen ist, und ob sich die geplante Rekonstruktion des Brustkorbs mit der vorhandenen Anatomie realisieren läßt (OP-Voruntersuchungen).



Zum Teil überschneiden sich Indikations-Voruntersuchung und OP-Voruntersuchung.

Für die Frage der Indikation einer Trichterbust-OP, also der Frage, wann eine OP der Trichterbrust angezeigt ist oder nicht, gibt es mit Sicherheit keine einheitlichen Richtlinien. Vielmehr ist diese Frage unter Medizinern sehr umstritten, auch wenn stellenweise ein anderer Eindruck vermittelt wird.
Auf Grund meines jetzigen Kenntnissstands (als medizinischer Laie) finde ich persönlich die folgende Feststellung am zutreffendsten:

"Die Indikation zur operativen Korrektur der Trichterbrust wird nahezu ausschließlich durch den Betroffenen selber gestellt."

Die beruht auf folgendem Fazit:

"Legt man ausschließlich pathologische Funktionswerte von Herz und Lunge als harte Indikatoren zugrunde, so muss man akzeptieren, dass nur bei wenigen Menschen mit Trichterbrust eine medizinische Indikation zur operativen Korrektur besteht."

Beide Zitate sind von C. Petersen: Fehlbildungen und Tumoren der Thoraxwand, S. 230 in: von Schweinitz/Ure: Kinderchirurgie.

Mal abgesehen von "eingebildeten" Trichterbrüsten, also solchen, bei denen Außenstehende keine Trichterbrust bzw. nur eine angedeutete Trichterbrust erkennen können, wird man - meiner bescheidenden Erfahrung nach - immer Ärzte finden, die der Meinung sind, dass die OP notwendig ist, aber auch solche Ärzte, die meinen, dass es aus medizinischer Sicht eigentlich nicht notwendig wäre. Bei letzteren wiederum wird man in der Mehrzahl Ärzte haben, die unabhängig von ihrer eigenen Meinung sich dem Wunsch des Patienten (OP: ja oder nein) anschließen und ihn entsprechend unterstützen (bspw. ggü. der Krankenkasse). D.h. nur bei einem verschwindend kleinen Rest von Ärzten wird man als Trichterbrust-Betroffener auf taube Ohren oder Unverständnis bzgl. OP treffen. Viel verbreiteter ist dagegen vermutlich die Unkenntnis über die tatsächlich bestehenden OP-Möglichkeiten - insbesondere im fortgeschrittenen Alter bis über 40 Jahre - durch die modifizierte Nuss-Methode.

Bei mir war es so, dass für die Indikationsstellung die Untersuchung und Anamnese durch die jeweiligen Ärzte selbst schon ausreichend war, d.h. es war keine apparative Diagnostik nötig. Nur ein Arzt hat ergänzend noch den Haller-Index (auf den MRT-Bildern) bestimmt. Wobei dieser Haller-Index bei mir je nach Art und Weise der Messung knapp über bzw. knapp unter 3,25 lag.

Aus der übrigen apparativen Diagnostik hätte sich bei mir eher keine Indikation ergeben. Aus dem Lungenfunktionstest jedenfalls nicht, da die FVC bei 96,5% und die FEV1 bei 105,1% lag. Und auch eher nicht aus dem Herzecho (auch Echokardiographie bzw. Ultraschall des Herzens): Der Arzt, der das Herzecho gemacht hat, meinte zwar während der Untersuchung, dass mein Herz etwas schiefer liegt als normal, aber im Befundbericht findet sich diese "Anomalie" nicht, sondern nur normale Werte.
Und die von mir beklagte Begrenzung meiner Leistungssteigerungsmöglichkeiten (trotz regelmäßigen Ausdauertrainings keine adäquate Leistungssteigerung) läßt sich medizinisch nur sehr schwer objektivieren.
Kritiker dieser Messungen zur Beurteilung der Trichterbrust bemängeln, dass die Messungen nicht unter Belasung und nicht mit natürlichen Körperhaltungen erfolgen und deshalb nur begrenzte Aussagekraft haben.

Richtig pathologisch ist allerdings mein Bluthochdruck, den ich seit Frühjahr 2010 habe (inzwischen mit Blutdruckmitteln erfolgreich behandelt). Es besteht die Hoffnung, dass der Bluthochdruck im Zusammenhang mit der Trichterbrust steht und sich nach der OP bessert, so dass auf die Medikamente verzichtet werden kann.

Zusammenfassend hier nochmal die Voruntersuchungen, die bei mir in dem Arztbrief nach dem Beratungsgespräch in Berlin-Buch bei Prof. Schaarschmidt aufgeführt wurden:
  • Laboruntersuchungen (orientierendes Labor mit Blutbild, Elektrolyten, großer Gerinnung,
    Hepatitis- und HIV-Serologie); mein Hinweis: nicht älter als 1 Monat, sofern zwischenzeitlich keine Erkrankungen/Veränderungen vorliegen
  • Allergietest auf die wichtigsten Bestandteile des Bügels (Chrom/Nickel); mein Hinweis: trotz negativem Allergietest es sein kann, dass der Körper im Laufe der Zeit erst eine Allergie bildet (es gibt also keine Garantie). Andererseits müssen Metallallergiker aber keine Komplikationen bei den entsprechenden Metallimplantaten bekommen (d.h. es kann sein, muss aber nicht sein).
  • Herzecho
  • EKG
  • Lungenfunktionsprüfung
  • CT mit wenigen Schnittbildern durch die tiefste Stelle des Trichters; mein Hinweis: MRT geht auch
Diese Liste kann bei anderen, je nach der medizinischen Vorgeschichte anders ausfallen.


Übersicht der Einträge zu meiner Trichterbrust-OP

1 Kommentar:

  1. CT/MTR steht nicht auf meinem Brief.

    Aber wie du sagst: "Kann je nach der medizinischen anders ausfallen."

    Ansonsten ein interessanter Eintrag.

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